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Retrofit: Wie Nostalgie die Maschinenwelt nachhaltiger macht

„Es kommt alles wieder" – Ein Satz, bei dem man als erste Assoziation ein Bild vor Augen hat, in dem man sich selbst ausmistend vor dem Kleiderschrank wiederfindet. Nach und nach kramt man alte Textilschätze aus den Regalen und ringt bei jedem Stück mit der eigenen Nostalgie: Entsorgen oder aufheben? Irgendwann ist das bestimmt wieder angesagt!  

 

Die Retrowelle als einen zeitgenössischen Trend zu klassifizieren, wird der Geschichte eigentlich nicht gerecht. Schon vor 500 Jahren blickte man zu Zeiten der Renaissance sehnsüchtig in die (noch weiter zurückliegende) Vergangenheit zurück und belebte Kunststile, Geisteshaltungen oder Musikrichtungen von Neuem. Auch heute erfasst die Retrowelle in wiederkehrenden Schüben sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens: Die Top-Platzierungen in den Musikcharts klingen auffällig häufig nach Hits der 80er-Jahre, Thomas Gottschalk flimmert wieder mit „Wetten, dass..?" über deutsche TV-Bildschirme und selbst bei den Vornamen haben Theo, Marie und Karl plötzlich wieder Hochkonjunktur. Die regelmäßig wiederkehrende nostalgische Verklärung des Vergangenen ist aber mehr als nur Trend: Gerade in Krisenzeiten helfen schöne Erinnerungen über so manch üble Nachricht hinweg. Das Vertraute und Bekannte gibt Sicherheit - Warum also nicht einfach neu beleben?  

 

Renessenz von Altmaschinen  

Eine neue „Retrowelle" möchte auch der Westerwälder Maschinenbauer VWH in Gang bringen. Erst kürzlich stellte das Unternehmen sein neu aufgelegtes Obsoleszenz Management unter dem Namen „Renessenz" vor. Der Name, der als Anspielung und Hommage an die Renaissance verstanden werden will, rückt den Servicebereich Instandhaltung und Ersatzteilversorgung in ein neues Licht: Nicht die Obsoleszenz, also die Alterung, Abnutzung und der Verbrauch von Maschinen und Anlagenkomponenten stehen im Fokus der Dienstleistung. Stattdessen betont Renessenz die Potentiale der Erneuerung, etwa eine nachhaltige Ersatzteilversorgung, Optimierung von Maschinenteilen oder Nachrüstung zeitgemäßer Technologie und Sicherheitseinrichtungen.  

 

Eine von vielen Maßnahmen aus dem „Renessenz-Werkzeugkasten" ist der Retrofit von Altmaschinen. Beim Retrofitting werden in die Jahre gekommene Maschinen oder bestehende Anlagen um- oder nachgerüstet. Während beim Umrüsten veraltete Komponenten wie etwa abgekündigte Bauteile ausgetauscht oder Verschleißteile durch beständigere Alternativen ersetzt werden, wird beim Nachrüsten eher ein Upgrade vorgenommen: Man ergänzt Maschinen beispielsweise um Automatisierungstechnik, verbaut stromsparendere Antriebssysteme oder bindet Anlagen in die digitale Kommunikation mit ein.  

 

Sicherheit für den "zweiten Maschinen-Frühling" 

Auch das Thema Sicherheit spielt in Zusammenhang mit Retrofit eine vielerorts unterschätzte Rolle. Da Arbeitgeber laut Betriebssicherheitsverordnung dazu verpflichtet sind, ihren Mitarbeitenden Maschinen zur Verfügung zu stellen, deren „Verwendung nach Stand der Technik sicher" ist, müssen auch hier regelmäßig Nach- und Umrüstungen vorgenommen werden. Dies betrifft beispielsweise Abdeckungen für bewegliche Maschinenteile, automatische oder händisch zu betätigende Not-Stopp-Vorrichtungen und unmissverständliche Gefahrenkennzeichnungen.  

 

Der Vorteil, wenn man Bewährtes und Bekanntes wieder neu aufleben lässt, wurde bereits weiter oben genannt: Sicherheit und Vertrautheit. Beim Retrofitting wird auf ein bewährtes, funktionierendes System aufgebaut, Bediener und Mitarbeitende sind mit der Maschine vertraut und müssen sich im Grunde nur auf um- und nachgerüstete Komponenten neu einstellen und nicht in völlig neue Technologie eingearbeitet werden. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld, da der Kostenfaktor selbst für Umbauten und Schulungen in Kombination in der Regel geringer ist, als komplette Neuanschaffungen. Auch im Output stehen Maschinen, die einen Retrofit durchlaufen haben, neuen Maschinengenerationen in nichts nach. Durch eine Modernisierung elektrischer und mechanischer Komponenten kann auch die Produktqualität, Energieeffizienz und Produktivität von Maschinen nachweislich gesteigert werden.  

  

Fazit: Retrofit von Altmaschinen ist kein Selbstzweck 

Gusseiserne Maschinenkörper, Ölgeruch, Gebrauchsspuren und Herstellerschriftzüge in geschwungenen Lettern – Altmaschinen versprühen allein aufgrund ihrer antiquierten Optik schon einen gewissen Charme. Nostalgische Glorifizierung betagter Maschinen geschieht jedoch nicht zum Selbstzweck, es gibt viele gute Gründe, die "alten Schätze" mit einem Retrofit zu modernisieren. Neben erheblicher Kostenersparnis im Vergleich zu neuen Maschinen bedingen veränderte Bestimmungen im Sicherheits- oder Elektronikbereich Modernisierungen. Auch die Sicherstellung der Ersatzteilversorgung gestaltet sich bei nachgerüsteten Maschinen leichter, unterliegen doch Neumaschinen inzwischen erheblich kürzerer Produktlebensspannen und Innovationszyklen.  

Letztlich ist Retrofit auch eine Form der Wertschätzung - ein Kerngedanke der Renessenz: Man zollt den Dingen Tribut, die früher gut waren und verhilft ihnen zu neuer Blüte.